Where do the Children play

mit Vincent Egerter

Installation, 2016

Lochkamerafotografien, Digitaldruck auf Glas

Soundcollage von Vincent Egerter

Istanbul befindet sich in einem neoliberalen Umwandlungsprozess auf vielen Ebenen. Politische, ideologische und wirtschaftliche Interessen verschränken sich und viele alte Viertel, Gecekondus und Grünflächen müssen für großangelegte Bauprojekte wie riesige Wohnanlagen, Einkaufszentren und Hotels weichen. Die traditionellen Istanbuler Holzhäuser verfallen, bis sie abgerissen werden und die Lücken in den Häuserreihen auf rentablere Neubauten warten. Prestigeträchtige Bauten von enormen Brücken und Moscheen, aber auch zunehmender Verkehr, steigende Mieten und zensiertes kulturelles Leben machen Istanbul zu einer Stadt, die eine alte Melancholie gegen eine neue Trauer eintauscht.

Spielplätze, einige der wenigen öffentlichen Orte für Kinder, erscheinen wie bunte Oasen im immerwährenden Baustellen- und Verkehrslärm. Neuere davon sind manches Mal in steril angelegten Parks anzutreffen, in denen es verboten ist, den Rasen zu betreten oder im künstlich angelegten Fluss zu spielen, der zur Vermeidung von Uferbewuchs verseucht wurde. Ältere Modelle quitschen mit ausgebleichtem Plastik gegen die Ignoranz des kapitalistischen Städtebaus.

Die Lochkamerafotografien wurden mittels einer Streichholzschachtel und einem Kleinbildfilm aufgenommen und portraitieren Spielplätze verschiedener Stadtviertel Istanbuls 2016. Im Rahmen der Gruppenausstellung "Buradan Nereye" (dt. "Von hier aus wohin") in der ehemaligen osmanischen Elektrizitätsfabrik Bilgi Santral wurden sie auf Glas gedruckt, in Bleiglas gefasst und mit einer Sound Scape installiert, die Vincent Egerter aus einigen in der Stadt aufgenommenen Geräuschen kreierte.

Istanbul is in the midst of a neoliberal transformation process on many levels. Political, ideological, and economic interests are intertwining, and many old neighborhoods, gecekondus, and green spaces are having to make way for large-scale construction projects such as huge apartment complexes, shopping malls and hotels. Istanbul's traditional wooden houses fall into disrepair until they are demolished, leaving the gaps in the rows of houses waiting for more profitable new buildings. Prestigious architectures of enormous bridges and mosques, but also increasing traffic, rising rents and censored cultural life make Istanbul a city that barters an old melancholy for a new sadness. Playgrounds, some of the few public spaces for children, seem like colorful oases in the perpetual noise of construction and traffic. Newer ones are sometimes found in sterilely landscaped parks where it is forbidden to walk on the grass or play in the man-made river that has been polluted to prevent riparian growth. Older models squeal with bleached plastic against the ignorance of capitalist urbanism. The pinhole camera photographs taken with a matchbox and a 35mm film portray playgrounds of different neighborhoods of Istanbul 2016. As part of the group exhibition "Buradan Nereye" (engl. "From here to where") at the former Ottoman electricity factory of Bilgi Santral, they were digitally printed on glass, set in leaded glass and installed with a sound scape created by Vincent Egerter from some noises recorded in the city.

Dokumentation: Anna Egerter